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PETA stellt Strafanzeige gegen 25 Schlachthöfe

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    PETA stellt Strafanzeige gegen 25 Schlachthöfe

    Große Kritik an CO2-Betäubungsanlagen, die zu qualvollen Erstickungsängsten bei den Schweinen führen.

    Die Tierrechtsorganisation Peta hat Strafanzeige gegen 25 Schlachthöfe in neun Bundesländern erstattet. Betroffen sind laut Peta in NRW neben dem Schlachthof Tummel in Schöppingen und der Ahlener Fleischhandel GmbH auch Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sowie die beiden Schlachtbetriebe von Westfleisch in Coesfeld und Erkenschwick.
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    #2
    Diese Strafanzeige ist für einen Teil der Branche nicht ganz unproblematisch.

    Ich habe mich im Rahmen meiner früheren Tätigkeiten auf dem Gebiet der Schweineschlachtung sehr intensiv mit den Untersuchungen hinsichtlich Kohlendioxidbetäubung (Dänemark - auf den Autor komme ich nicht mehr) und Elektrobetäubung (Hoenderken aus NL - Promotion) beschäftigt - diese fanden in den 70- iger statt. Hier wurden zur Messung der Hirnströme sogar Elektroden in das Hirn der Schweine "verpflanzt". Ein wissenschaftlicher "Streit" - vom Feinsten!!!

    Soweit ich mich erinnern kann, haben damals die Untersuchungen zur Elektrobetäubung ergeben, dass innerhalb von 1 Sekunde eine Stromstärke von 1,5 A das Gehirn durchfließen muss (damit entsprechend Tierschutz das Bewußtsein der Tiere und damit auch das Schmerzempfinden sofort - sprich innerhalb von 1 s - ausgeschlossen wird), um einen entsprechenden epileptiformen Anfall auszulösen - dazu ist mindestens eine Spannung von 300 V erforderlich, ideal ab 450 V aufwärts. Dies ist mit manuellen Betäubungen nicht machbar (Arbeitsschutz). Sprich - es kam zur Entwicklung des s.g. Restrainer um den Prozess zu automatisieren - aber auch um wegen den Muskelanspannungen Knochenbrüche zu vermeiden. Problem - wegen den extremen tonischen und klonischen Krämpfen bei dieser Form der Betäubung - und den hohen Spannungen - kommt es zu Blutpunkten in den Edelteilen - bzw. diese werden nicht verhindert.

    Die Extensionsphase bei der Kohlendioxidbetäubung war schon in den 70- igern der Kritikpunkt (Stress der Tiere beim Eintauchen) - sprich die Betäubung dauert wesentlich länger als eine Sekunde. Die Dänen haben trotzdem diese Methode ab den 80-igern bevorzugt eingesetzt - und damit sich zu damaligen Zeiten einen immensen Wettbewerbsvorteil erarbeitet. Trotz höheren Betäubungskosten konnten sich wegen dem geringeren Anteil der Blutpunkte in den Edelteilen des Schweines dieses Verfahren in Dänemark durchsetzen - Export!!!

    Um wettbewerbsfähig zu bleiben - wurden nach und nach alle größeren Schlachtbetriebe u.a. in D auf entsprechende CO2 Betäubungsanlagen umgerüstet. Trotz der Probleme (Betäubungszeit größer 1 s - es gibt genügend Videos im Netz)!

    Ich persönlich bevorzuge aus der Sicht des Tierwohles die fachgerechte - am besten automatisierte - Elektrobetäubung. Dann müsste aber auch der Kunde (insbesondere die "fachlich" geschulten Einkäufer im LEH) so wie früher Blutpunkte im Schnitzel - aber auch im Kochschinken bis hin zum Rohschinken - im Interesse des Tierwohls akzeptieren.

    Andere Möglichkeit - der normale Kunde kauft keine Produkte mit Blutpunkten aus D mehr - schauen wir uns nach allen vier Himmelsrichtungen um - es wird dann Alternativen zur Genüge geben. Danke liebe NGO!

    Sprich, wenn gegen CO2 - dann bitte EU -weit (inklusive Dänemark u.a.) und nicht nur D. Ein Tier in Dänemark oder NL hat mit CO2 die selben Probleme wie in D während der Betäubung.

    Ob wir wegen den Diskussionen zur Kohlendioxidbetäubung und der daraus resultierenden Starfanzeige zukünftig zu einer Änderung der Schweinebetäubung in D bzw. EU kommen?


    Einfach immer hübsch neugierig bleiben

    TE



    Kommentar


      #3

      Die Strafanzeigen gegen Schlachtbetriebe mit CO2-Betäubung sind ein öffentlichkeitswirksames Mittel um in die Medien zu kommen. Die Strafanzeigen selbst dürften so gut wie keine Aussicht auf Erfolg haben, denn die CO2-Betäubung ist ein gesetzlich zugelassenes Verfahren, zudem wird jede Anlage einzeln abgenommen. Auch für das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes ist die Verwendung von CO2 eine zugelassene Betäubungsmethode.

      Meines Erachtens zählt die CO2-Betäubung von Schlachtschweinen zu den besten verfügbaren Betäubungsverfahren. Die Zahl der mangelhaft betäubten Tiere ist deutlich niedriger als bei der Elektrobetäubung. Das ist ein wichtiger Indikator bei der Bewertung des Tierschutzes.

      Die Frage nach der verbesserten Fleischqualität würde ich nach den bisherigen Erkenntnissen nicht so eindeutig beantworten! Bin aber gespannt was die anderen Kollegen im Forum dazu schreiben.

      RR

      Kommentar


        #4
        Hallo Herr Römer,

        a) Ja, ich gebe Ihnen Recht hinsichtlich der Elektrobetäubung - aber manuell durchgeführt. Da werden garantiert Fehler gemacht - der Mensch ist direkt in den Prozess involviert. Und wir wissen beide - in dem Moment wo die Wartung, Pflege, Programmierung einer Dip Lift Anlage/Pariser Rad .... für die CO2 Betäubung durch einen Menschen unsachgemäß durchgeführt wird, kann dies auch zu Problemen führen! Die Entwicklung der automatisierten Elektrobetäubung wurde in den letzten drei Jahrzehnten sehr stiefmütterlich behandelt. Ob bei dieser Form der Betäubung - vergleichbar von den Eingriffsmöglichkeiten des Menschen bei der CO2 Betäubung - wirklich mehr mangelhaft betäubte Tiere ergibt wage ich zu bezweifeln. Aber wie gesagt mehr Blutpunkte.

        b) In den 70-iger Jahren wurde anhand von Hirnströmen untersucht, ob das entsprechende Betäubungsverfahren innerhalb von einer Sekunde dem Schwein die Schmerzempfindung nimmt - deswegen kam Hoenderken auf dieses 1,5 A - mindesten 300 V. Sollte ein Richter bei dieser Klage Gutachter hinsichtlich der einen Sekunde bei der CO2 Betäubung hinterfragen - dann kann es zu Problemen führen - dieser Nachweis ist nach meinem Kenntnisstand nicht zu erbringen! Wenn der Richter sagt, ich akzeptiere vier bis zehn Sekunden - dann kein Problem. Unter diesem Gesichtspunkt wäre die CO2 Betäubung der Elektrobetäubung ebenbürtig. Wohlgemerkt - es geht im ersten Schritt bei der Bewertung einer Betäubungsmethode um das Ausschließen des Schmerzempfindens - erst im zweiten um die ordnungsgemäße Anwendung des Verfahrens.

        c) Die betäubungslose Kastration von Ferkeln war auch einmal ein gesetzlich zugelassenes Verfahren. Was resultiert daraus? Die großen stellen auf Ebermast um - warum - weil Sie es können und immense Futterkosten einsparen kombiniert mit höheren MFL-Ausbeuten. Und die 3% ausselektierten "Stinker" - wohin gehen die? Sagen Sie bitte nicht in die weitere Verarbeitung - wenn auch nur in geringen Anteilen. Ich möchte die Leser des Forums nur ganz kurz darauf hinweisen, dass nach den Leitsätzen "Eberfleisch mit geruchlichen Abweichungen" nicht verkehrsüblich ist. Eigentlich eine ähnliche Problematik wie Rework. Die Kleinen (Ebermast und regionale Schlachtung plus geschulte Schnüffler regional nicht umsetzbar - und wenn von fünf Schweinen eines den klassischen Ebergeruch hat kann dies nicht einmal entgegen der Verkehrsauffassung "verwurstet" werden!) haben die Kosten für die Kastration und die höheren Futterkosten für die männlichen Tieren. Leider haben wir nicht das Schweizer Modell - Kastration der Ferkel unter Betäubung für alle Betriebe. Ebermast auf der einen Seite oder Kastration unter Betäubung für kleinere Produktionsketten stellt für mich einen massiven Wettbewerbsnachteil für regionale - sprich mittelständige - Vermarktungsketten von Schweinefleisch dar. Das viele Dienstleister der Fleischindustrie für gewisse "Qualitätsmanagementsysteme" die Entwicklung der Ebermast unterstützen, ist betriebswirtschaftlich für mich nachvollziehbar.
        Entschuldigung, ich bin abgeschweift - warum? Diskussionen zur CO2 Betäubung mit (aus meiner Sicht) "plakativen" Aussagen in nachvollziehbare Bahnen zu lenken, entspricht nach meiner Meinung nicht mehr dem Anspruchsdenken unserer Kunden an unsere Branche (ob diese berechtigt sind oder nicht steht nicht zur Diskussion). Betriebswirtschaftlich für mich aber für einige Unternehmensgrößen/ -bereiche ebenfalls voll nachvollziehbar - oder - wer zahlt?

        Auch wenn ich für diesen Beitrag von einigen "Prügel" bekommen werde - wir bilden aus für die Übernahme von unternehmerischer Verantwortung. Deswegen kommen auch viele Nachfolger von mittelständigen, regionalen Unternehmen (deutschlandweit plus angrenzende Länder) nach Kulmbach zur Weiterbildung in Vorbereitung der Übernahme. Gerade diese Unternehmen werden perspektivisch wegen dem Preisdruck auf dem Rohstoffsektor (infolge von Eberfleisch) ihren Wettbewerbsvorteil (nachvollziehbare regionale Kreisläufe) nicht mehr aufrechterhalten können - in Süddeutschland verabschiedet sich ein Mäster nach dem anderen aus der Schweinefleischproduktion.

        Übrigens, diese regionalen Betriebe greifen i.d.R. nicht auf die CO2 Betäubung zurück. In der handwerklichen Schlachtung kommt diese Betäubungsform nicht zum Einsatz - hat aber leider keine Lobby mehr! Auch diese Unternehmensform unterstützt Kulmbach.

        Übrigens, ich hoffe die Erwähnung der Verkehrsauffassung zur Verwendung von geruchsauffälligen Eberfleisch lesen nicht nur die Metzger - man könnte auf diesen Beitrag auch einmal die Überwachungsbehörden bis hin zum ALTS verweisen.

        Ich bevorzuge die schweizerische Lösung bei der Kastration und zusätzlich die automatisierte oder fachgerechte manuelle Elektrobetäubung - ob ich mit diesem Beitrag vielleicht eine kleinen Stein ins Rollen gebracht habe?

        Ich bleibe einfach immer hübsch neugierig



        TE

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          #5
          Hallo Herr E.,
          Sie sind ja Einer! Da haben Sie aber viele Themenbereiche in eine Nachricht gepackt. So können wir bis zum Sankt Nimmerleinstag diskutieren und kommen nicht weiter... :-)
          Zurück zum Thema:
          Ich wüsste nicht warum ein Richter den vorgegebenen Rechtsrahmen in Frage stellen sollte?! Wir können sicherlich eine philosophisch/ethische Diskussion ansteuern und uns darüber austauschen ob es besser ist eine schnelle Betäubung (innerhalb einer Sekunde) zu erreichen, aber ein erhöhtes Risiko „zu akzeptieren, dass nicht alle Tiere ausreichend betäubt sind. Oder ist es eher erstrebenswert einen höheren Prozentsatz gut betäubter Tiere zu haben, mit einer etwas längeren Einschlafphase.
          Zum Thema Ferkelkastration können wir tagelang hin und her schreiben! Allein die Artikel, die zu dem Thema in den landwirtschaftlichen Fachzeitschiften in den letzten Wochen veröffentlicht wurden, bieten Lesestoff für ein paar Stunden.
          Was mich wundert ist aber, dass Sie die CO2-Betäubung nicht so toll finden, aber die Kastration unter Betäubung in der Schweiz mittels Isofluran loben. Also auch eine Gasbetäubung. Getreu Ihrem Motto „einfach immer hübsch neugierig bleiben würde mich interessieren wie das zusammenpasst?

          Schöne Grüße
          RR
          Zuletzt geändert von Fleischbranche.de; 15.06.2016, 23:19. Grund: Namen in E. geändert

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