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    Reicht die Meisterausbildung oder doch den Techniker machen?

    Die Vorstellung von MeztgerMihe und seiner Anfrage zur beruflichen Weiterbildung war für mich der Anlass, die Anregung von Herrn Besser aufzunehmen und dazu mal ein eigenes Thema aufzumachen.

    Unsere Verantwortung als Fachschule besteht darin, junge Menschen mit berufspraktischem Hintergrund auf die Übernahme unternehmerischer Verantwortung – egal ob im eigenen Unternehmen oder als Arbeitnehmer – durch eine prozessorientierte Ausbildung vorzubereiten. Seit 25 Jahren darf ich daran aktiv mitwirken – und versuche die Frage Meister/Techniker dieses Mal mehr aus meinem subjektivem Erfahrungshorizont zu diskutieren.
    1. Die ersten fünf bis zehn Jahre konnte ich einen großen Anteil von Metzgermeistern (ca. 90%) – teilweise zusätzlich noch Betriebswirt des Handwerks – mit einer langjährigen Berufserfahrung in unseren Klassen begrüßen. Der Meister war damals die Möglichkeit in andere Unternehmen nicht nur reinzuschnuppern – sondern auch berufliche Erfahrungen zu vertiefen. Neben der weiteren Entwicklung der handwerklichen Fertigkeiten wurde dabei schon Sozialkompetenzen durch die Übernahme von Verantwortung in den Unternehmen indirekt mit geschult. Da das tägliche „Tun aber sehr stark empirisch geprägt war (bis hin zu: haben wir schon immer so gemacht) entschlossen sich diese jungen Menschen das Hintergrundwissen zum Prozess zu vertiefen. Warum? Die Meisterausbildung lieferte für die schon damals komplexen Prozesse unserer Branche nicht die erforderliche Basis. Entweder bildeten sich diese jungen Menschen mit Unterstützung des Arbeitgebers berufsbegleitend weiter oder extern – damals brummten nicht nur Kulmbach – sondern auch Berlin und Lemgo. Ein klassischer Student aus dieser Zeit ist zum Beispiel auch ein Moderator dieses Forums: Jürgen Huber.
    2. Das letzte Jahrzehnt haben sich die Anforderungen in unserer Arbeitswelt – egal ob in einem handwerklichen Unternehmen, Mittelständler oder Großunternehmen – nicht nur hinsichtlich des prozessorientierten Basiswissens weiter verschärft. Viel wichtiger in dieser schnelllebigen Zeit ist aber die Methodik geworden, wie analysiere ich Prozesse um diese zu optimieren/standardisieren um auf Marktanforderungen zu reagieren, bis hin zur Aussage – ich lass die Finger davon (z.B. egalisierte Produkte hinsichtlich Nennfüllmenge im handwerklichen Bereich). Dazu wird analytisches Wissen (ungleich Analytik – ich muss wissen welche Zahlen/Messwerte ich benötige und die Internen oder von Laboren ermittelten Werte einordnen zu können) benötigt. Mit der Schulung dieser Methodik „am lebenden Objekt (wir bilden in einen Produktionsbetrieb auf modernstem Stand Technik aus) auf der Grundlage eines breiten theoretischen und praktischen Basiswissens hat sich die Kulmbacher Fleischtechnikerschule ein gewisses Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.
    3. Für diese Ausbildungsinhalte (Prozess und Methodik) benötigen wir in zwei Jahren Vollzeit rund 2700 Ausbildungsstunden – und da ist Berufs- und Arbeitspädagogik noch nicht einmal dabei! Obwohl wir der Meinung sind, dies ist eigentlich zu wenig ist um später unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Wir haben noch immer einen hohen Anteil von jungen Metzgermeistern in unseren Klassen (um die 20% - 25%) – sowohl diese Studenten als auch die Lehrenden stellen sehr schnell fest das in den max. 12 Wochen der Meisterausbildung sich das Basiswissen als auch das analytische Denken gegenüber normale Gesellen/Facharbeiter sich nicht wesentlich verbessert hat. Der Vorteil ist, sie wurden getrimmt sich Wissen schnell anzueignen (die Hirnzellen wurden trainiert) – ohne dieses aber zu bewerten.
    4. Auch die handwerklichen Fähigkeiten sind bei einigen Meistern nicht mehr vergleichbar mit denen früherer Jahre. Es fehlte einfach die Zeit/Interesse/Möglichkeiten usw. dies zu vervollkommnen. Ich betone extra einige – in der Mehrzahl haben die Meister aus der mittelständigen Ebene bessere handwerkliche Fähigkeiten als manch ein Geselle. Dies liegt aber nicht an der Meisterausbildung – sondern am eigenen Interesse (Junior/Juniorin) bzw. auch dem Alter. Wie bei der Meisterausbildung darauf Rücksicht genommen wird – ich sage nur die Rücknahme der Anforderungen bei der Rinderzerlegung.
    5. Was spricht für eine Meisterausbildung? Der eigene Horizont wird auf jeden Fall geweitet und man trifft viele gleichgesinnte – sprich Netzwerkpflege! Es werden auch viele Anregungen für die manuellen Abläufe gegeben. Der Meisterbrief für das eigene Geschäft, oder „the german muster butcher auf der Visitenkarte (man muss aber auch am Tisch was können!) im Ausland. Für einige für den Nachweis auch praktisch was drauf zu haben (z.B. Fachkraft für Lebensmitteltechnik) z.B. zur besseren Verwertung der Technikerausbildung. Manchmal bringt dieser Schein auch innerbetrieblich etwas – für die Übernahme von gewissen Führungsfunktionen ist manchmal ein „Titel erforderlich. Zusätzlich eine teuer bezahlte Trainingseinheit für die Erhöhung des Aufnahmevermögens der Hirnzellen pro Zeiteinheit. Wer hofft, über diese Ausbildung den Sprung vom Handwerk zur Übernahme von Verantwortung in größeren Betrieben zu schaffen muss schon sehr viel andere Erfahrungen mit in die Waagschale werfen können! Trifft in der Regel für junge Metzger nicht zu. Aber genau diese Startchance benötigen junge Menschen um ihre sozialen Fähigkeiten zu schulen/üben.
      Eine wichtige Anmerkung – einmal Meister BAföG für 12 Wochen Meisterausbildung in Anspruch genommen – das war es mit der Förderung.
    6. Was spricht für die Ausbildung zum Techniker? Zwei Vorschläge meinerseits:

      dort sind alle Fragen zum Techniker erörtert.
      Was dort nicht steht, für viele frühere Selbständige war die Technikerausbildung wie eine Art Lebensversicherung, nach dem diese nach eingehender Prüfung der finanziellen Basis den elterlichen Betrieb nicht übernahmen bzw. nach der Übernahme schließen mussten.


      Übrigens, wer ein Interesse an einer Weiterbildung zum Staatlich geprüften Fleischtechniker hat, einfach einen Termin bei uns im Sekretariat machen – ich bin auf Euch neugierig
    Zuletzt geändert von Fleischbranche.de; 25.11.2017, 13:58.

    #2
    Guten Tag.
    Damit keine Missverstaendnisse entstehen. Die separate ! Werbung fuer Ihre Fachschule (so wie oben) oder eine andere Fachschule heisse ich ausdruecklich gut. Es ist aber sicher seltener der Fall, dass man auch als Techniker fuer immer beruflich ausgesorgt hat.
    Das gleiche gilt fuer Meister und immer unter der Praemisse, das man selbst mehr will. Ich habe nach der Meisterpruefung 3 weitere Ausbildungen abgeschloessen, wovon jedoch nur 1 direkt mit dem Beruf zu tun hat aber 2 weitere fuer Fuehrungspersonal unerlaesslich sind. Wenn ich mir verschiedene Signaturen anschaue, kann ich den gleichen beruflichen Werdegang erkennen, nur auf anderen Bildungswegen. Deshalb erwaehnte ich die dutzendfachen Moeglichkeiten ein angerundetes Berufsbild zu erwerben.
    Was mir am meisten auf den Wecker geht sind Techniker, die sich fuer das Non plus ultra der Fleischbranche halten und dies auch bei jeder Gelegenheit heraushaengen lassen. Ein Techniker z.B. konnte eine Charge von 3 Tonnen Salami mit Trockenrand nicht retten, wogegen der Meister nach kurzer Begutachtung eine Salzlake herrichten liess und die Wuerste nach dem Bad und der Trocknung verkaufsfertig machte. Umgekehrte Beispiele gibt es auch einige. Ich meine damit hauptsaechlich, dass sich sowohl Meister als auch Techniker nach dem Abschluss der Pruefung weitere Kompetenzen aneignen muessen. Sei es nun theoretisch oder praktisch, speziell wenn sie in einer Betriebshierarchie nach oben kommen wollen. Ich kam z. B. ueber Proteine, Amonisaeuren, Charles Darwin zu intelligent Design. Und das nur aufgrund der Frage wie sich Bakterien fortbewegen. Dabei stiess ich dann auf die molekularen Aussenbordmotoren der Bakterien (Geisselmotor).
    Selten hat mich ein Thema so interessiert und fasziniert wie dieses. Wobei wir wieder da sind wo wir hoffentlich uebereinstimmen.
    Wer mehr will muss mehr lernen.

    Ein anderes Thema ist der Bedarf an Technikern und Meistern im Markt.
    Ist das nicht oft eine Preisfrage? Wenn ich mir zudem die fast regelmaessige erscheinenden Stellenangebote einiger Firmen anschaue, dann frage ich mich was mit den Technikern dort geschieht. Ebenso gibt es einige Firmen, die einen Meisterverschleiss aufweisen bei dem ich mich frage ob da nicht einige dabei sind die den Beruf ganz an den Nagel haengen. Liegt es an den Betriebsfuehrungen, an den Anspruehen die in den Betrieben gestellt werden oder an den, nach der Pruefung vermutlich hochmotivierten Abgaengern?
    Wohin soll die Reise gehen?

    Zum Schluss noch den german muster butcher auf der Visitenkarte.
    Ich kann Ihnen beipflichten und gleichzeitig jedem abraten diesen Titel in Asien auf die Visitenkarte zu schreiben.
    Woertlich uebersetzt heisst Butcher : Schweinetoeter und Master butcher : Chef der Schweinetoeter. Schlechte Dolmetscher uebersetzen das auch so, womit man fuer die Chinesen schon fuer hoehere betriebliche Aufgaben erledigt ist, es sei denn man hat andere Referenzen.
    LG
    Zuletzt geändert von Fleischbranche.de; 25.11.2017, 14:05.

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      #3
      Hallo Wuschel,

      es geht in meinem Beitrag nicht um das Wissen von gestandenen Metzgermeistern die jahrelang an der Front kämpfen (obwohl ich mit den klassischen Beispielen ich hatte da mal einen.....schon gerechnet habe), sondern um das Basiswissen, welches ich als junger Mensch heutzutage für das Verständnis der gegenwärtigen Prozesse benötige.

      Die in der Meisterausbildung vermittelten Grundlagen reichen nach meinen Erfahrungen für viele Einsatzgebiete (wo sie vor 25 Jahren vielleicht noch genügten) nicht mehr aus. Jetzt gäbe es (so wie z.T. früher) die Möglichkeit diese Lücken in den Betrieben zu schließen. Auf Grund der Komplexität der Abläufe gibt man entweder jungen Meistern erst gar nicht mehr die Chance oder sie stoßen sehr schnell an ihre Grenzen vom Verständnis her. Die Zeit, sich mit Basiswissen während der beruflichen Einarbeitung nachzurüsten wird externen Einsteigern oft nicht zugestanden - es wird vorausgesetzt. Dies trifft auch auf die Überwachungsbehörde oder dem Edekaianer/Altenheimen/Gastronomen gegenüber den regionalen Handwerksmeister zu.

      Während das Nachrüsten des Fundaments in vielen Unternehmen selbstverständlich geworden ist fehlt vielen selbständigen Handwerkern im Tagesgeschäft schon die Aneignung des erforderlichen Basiswissens. Das ist u.a. die Geschäftsgrundlage vieler Unternehmensberater, aber auch Zulieferer (Gewürze!!!). Wie soll ich aber deren Aussagen hinsichtlich der Plausibilität ohne Basiswissen überprüfen? Das ist der Moment, wo bei mir die "Glaubenskrise" beginnt!

      Auch ein Techniker (dito Bachelor) muss auf das Basiswissen aufsatteln. Deswegen dauert auch diese Ausbildung zwischen drei bis fünf Jahren, davon zwei Jahre „überbetrieblich und je nach Vorbildung (insbesondere auch handwerkliche Vorkenntnisse) und Einsatzgebiet der Rest „innerbetrieblich, hierbei ist die Methodik für die Lösung von Problemstellungen eine Grundvoraussetzung geworden. Diese Zeit wird auch genutzt, um an dem Abbau von fachlichen Schwächen (theoretisch/praktisch) zu arbeiten. Viele zukünftige Nachfolger nutzen die Zeit nach der Technikerausbildung z.B. sehr gezielt und gehen noch nach alter "Tradition" auf die "Walz".

      Wohlgemerkt – eine berufliche Ausbildungseinrichtung kann nur Fachwissen (egal ob allgemein, fachbezogen oder mit direkter Prozessrelevanz) schulen. Die Ursachen hinsichtlich Defizite bei der Sozialkompetenz liegen in den Jahren davor begründet und können nur noch abgemildert, aber nicht mehr abgestellt werden. Wer von meinen Absolventen beim Berufsstart sich nicht an den Rat von mir hält "Augen auf, Ohren auf, Mund zu" trifft sehr schnell auf die vielen "Wuschels" dieser Welt und werden entsprechend geerdet. Ein Guter verträgst....!

      Das heutzutage junge Meister, Techniker, Ingenieure trotz beruflicher Praxis die „Bekämpfung eines Trockenrandes mittels Salzlake oder ähnliche Maßnahmen nicht mehr kennen ist für mich verständlich – dieses Verfahren ist in D schon seit langem nicht mehr üblich. Trockenrand bedeutet i.d.R. fast immer Totalverlust – dieses Produkt (auch nach Reanimierung) ist heutzutage nicht mehr zu verkaufen.

      Dafür kämpfen die jungen Praktiker mit anderen Problemen – z.B. Kalibertreue +1mm/-2 mm in allen Ebenen einer 48 Wagen Anlage für Rohwürste Endkaliber 50.

      Übrigens, ein sehr guter Bekannter von mir ist „nur gelernter Metzger (das ist sein einziger graduierter Abschluss) und ist als Betriebsleiter für eine Warenproduktion von 240 Mill € pro Jahr verantwortlich. Viele Wege führen nach Rom, aber auch er ist der Meinung das nichts über ein breites Basiswissen geht für das Verständnis der Prozesse. Und spätestens wenn ich mikrobiologische Untersuchungen hinsichtlich Camphylobacter bzw. Salmonellen einordnen soll ist das Wissen über die Beweglichkeit von Mikroorganismen (Begeisselung) nicht ganz so verkehrt.

      LG

      TE

      PS.: Das mit dem asiatischen „muster butcher wusste ich z.B. nicht – danke für den Tipp – vor allem für all diejenigen, die einmal im Export oder direkt vor Ort tätig sind. Auch ich bin in meinem Alter noch immer lernfähig und höre jedem mit Erfahrungen genau zu. Tipp für alle jungen Leser!

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        #4
        Hallo.
        Es ist mir zwar auch zuwider aber oft, (oft auch im Unterricht) geht es nicht ohne das Heranziehen von Beispielen.
        Ich glaube wir befinden uns in einem Luftkampf. Viel heisse Luft um nichts. Wir haben die gleichen Interessen.
        Natuerlich geht es auch mir um die Vermittlung von Basiswissen. Doch wer nimmt dieses Basiswissen in Anspruch?
        Wie Sie selbst schreiben waren ca. 90% Ihrer Studenten schon Meister oder BWdH oder beides. Zu jener Zeit entstanden andere Ansprueche an die Produkte, die Zusaetze, die Kalkulationen, die Materialien usw. Verursacht durch diese Welle der Veraenderungen wurden Technisierung/tiefgreifende Erklaerung/Klaerung der Methoden und Prozesse in der Produkteherstellung notwenig. Folglich musste wieder gelernt werden. Mit dieser Welle wurde nebenbei auch ich wieder in die Schulen gespuelt.
        Mir kommt es auf zwei Dinge an.

        1. Dem individuellen Beduerfnis.
        Die hat der Urheber der Diskussion eingehend heraus gestellt und darauf sollte eingegangen werden. Es soll Leute geben, die haben keine Zeit, kein Geld oder beides nicht, sind stark heimatverbunden, aus welchen Gruenden auch immer, um ein Studium aufzunehmen.
        Andere junge Leute sind sich klar darueber, dass sie es einfach nicht schaffen werden und sind mit der naechst unteren Stufe zufrieden. Wieder andere gehen Schritt fuer Schritt ihrem Ziel entgegen. Ebenfalls aus den verschiedensten Gruenden.
        Dazu kommen Ausbildungen nach Bedarf, die oft in den Betrieben selbst oder in Kursen stattfinden.
        Auf diesem Wege lehrte ich das HACCP-Konzept in den Innungen von Rheinlandes-Pfalz. Lernende : Metzgermeister/innen und lehrte bis vor 6 Monaten an der Landwirtschaftlichen Uni Qingdao/Pingdu in Wochen-oder Monatskursen. Lernende: Lehrer und Ausbilder.
        Wie Sie mit Sicherheit auch in Ihrem Unterricht registrieren, habe ich in jungen Jahren als Leiter der Ueberbetrieblichen Ausbildung in der HWK Koblenz sehr schnell bemerkt wo die Grenzen des einzelnen Schuelers/in erreicht waren. Ich kann Ihnen versichern, dass in einer repraesentativen Gruppe von 20 Schuelern/innen max. 2 waren denen ich den Techniker zugetraut haette. Wurden sie auch nicht. Aber die meisten wurden Meister und fuehrten ihren Betrieb mehr oder weniger erfolgreich oder wurden wertvolle Mitglieder in Mittel-oder Grossbetrieben.

        2. Die Klassifizierung in Gut und Besser.
        Dazu wollen Sie doch sicher keine ellenlange Erklaerung. Nur so viel. Was fuer den einen gut ist kann fuer den anderen besser sein.
        Was fuer den einen besser ist, ist dem anderen gerade gut genug. Deshalb reagiere ich etwas gereizt darauf, wenn bei den Titeln von gut und besser gesprochen wird. Am besten ist doch der Ing. oder ein Dr. oder nicht?
        Anerkenneswert ist fuer mich, dass da ein junger Mensch ist der seinem Berufsleben eine Basis geben will. Egal in welcher Form.
        Und es ist fuer mich als Lehrer und Paedagoge ein Unding diesem jungen Menschen schon bei den ersten, scheuen Fragen an Experten in eine Richtung draengen zu wollen, denn sowohl der junge Mensch als Persoenlichkeit als auch sein Leistungsvermoegen und nur ein geringer Teil seiner Leistungsbereitschaft gehen aus den Worten seiner Fragestellung hervor.
        Herrn Hubers Erklaerungen kamen ein paar Kommentare zu spaet.

        Ist das nicht auch eine sehr schoene Perspektive fuer einen jungen, sich berufsorientierenden Menschen? Ich finde schon.
        Denn das Heer der Leute die keine Ausbildung haben, weil keine Ausbildung mehr benoetigt wird, wird immer groesser.
        Wenn ich eine Stufung vornehmen soll, dann wuerde ich sagen, dass der Beruf des Fleischereitechnikers genau die selbe Erfahrung machen wird wie der Beruf des Fleischermeisters. Ich glaube es werden in Zukunft andere Eliten gebraucht als diese beiden Berufsbilder.
        Wieviele Beispiele soll ich nennen? In den Signaturen kann man es lesen. Ueber viele Zwischenstationen mit Pruefungen hin zur eigentlichen (vorlaeufigen) Lebensaufgabe. Warum wurde das getan? Um in jeder Situation antworten zu koennen. So einfach oder auch kompliziert ist das. Mir hat niemand gesagt: das ist besser. Ich merkte eines Tages, dass das was ich hatte nicht mehr genuegte.
        Wenn Sie mich vor 30 Jahren gefragt haetten welches Berufsbild ein Oekologe erfuellt, dann haette ich wahrscheinlich zurueck gefragt ob das eine neu entdeckte Tierart ist. Und doch muessen wir heute teilweise die Inhalte dieses Berufsbildes streifen oder manchmal sogar tiefer darauf eingehen.
        Als gutes Beispiel kann man auch die von Ihnen reduzierte Verpackungsmaschine nehmen. In welchem Zug einer Fragestellung wurde das notwendig und warum haben Sie sich, eigentlich vom Fleisch herkommend, daran gemacht die Aufgabe zu loesen?
        Sie wissen es, ich weiss es aber die Loesung basiert doch auf vielen voellig unterschiedlichen Berufsbildern.
        Warum habe ich eine Schinkenwaschmaschine erfunden? Weil mir die Waescherinnen leid taten und die Mikrobiologie nicht mehr stimmte.

        Mir ist jeder junge Mensch der sich entschliesst unseren Beruf weiter zu fuehren herzlich willkommen.
        Egal ob er Techniker oder Meister werden will. Wenn er/sie fragt, bin ich bemueht die richtige Antwort zu geben.
        Uebrigens war der Salami-Techniker aus Ihrer Schule. Nachweis kann erbracht werden.

        In diesem Sinne. Es waere vielleicht mal eine Diskussion in Ihrem Lehrerkollegium oder mit der Schulleitung wert, welche Kombination (in der vorgegebenen Ausbildungszeit) erfunden werden muesste um ein Berufsbild zu schaffen, das vorlaeufig alle Beduerfnisse in der gehobenen Fuehrungsebene durch Basiswissen abdecken koennte.
        Bezueglich Basiswissen. Als ich meine erste Freundin kennen lernte hatte ich Null Basiswissen. Und trotzdem hats geklappt.
        Ich habe mich wieder verplaudert.

        Alles Gute Ihnen und ich wuensche Ihnen von Herzen immer gefuellte Unterrichtsraeume.
        Zuletzt geändert von Fleischbranche.de; 25.11.2017, 13:59.

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          #5
          Hallo Wuschel,

          wer lesen kann ist klar im Vorteil. Ich habe dieses Thema nicht an die Vorstellung von MetzgerMihe festgemacht - sondern als komplett selbständiges Thema auf der Basis der Anregung von Herrn Besser in den Raum gestellt!! Ich wollte bei dieser Diskussion keinerlei Zuordnung zu einer Person. Die Verknüpfung zweier unterschiedlicher Themen Ihrerseits führte zu einer Personalisierung - und weit weg von der Thematik!

          Deswegen, jeder junge Mensch der sich für einen Beruf in unserer Branche entscheidet - auch von meiner Seite ein herzliches willkommen. Wie er sich später hinsichtlich seiner weiteren beruflichen Entwicklung entscheidet - ist sein Ding. Ich habe auch keinen abgeraten den Metzgermeister zu machen oder nach Kaiserlautern/Berlin/Lemgo zu gehen oder Management in Triesdorf zu studieren. Ich habe nur die Vorteile eines umfangreichen Basiswissens für die weitere Vermarktung der Arbeitskraft in unserer Branche diskutiert - und das wir versuchen dies anzubieten. Ob die von uns vermittelten Lerninhalte den Anforderungen der Branche entsprechen - das entscheidet der Markt. Das von den Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellte technische Equipment (ca. 1,5 mill. €) in Kombination mit den nicht bezahlten dazugehörigen Verbrauchsmaterialien (machen auch pro Jahr 40 - 50 k€ aus) für eine moderne Ausbildungskonzeption ist auch eine Reaktion des Marktes! Soviel Selbstbewusstsein darf doch wohl sein!

          Übrigens - ich bin im Gegensatz zu Ihnen kein Lehrer/Pädagoge (wo haben Sie für das Lehramt studiert?) - ich habe nicht einmal die BAP - Prüfung. Ich bin nur als Kopfschlächter/Zerleger sozialisiert worden und habe einen Abschluss als Dipl.Ing. für Lebensmitteltechnologie - Schwerpunkt Fleisch - einer damals auf diesem Gebiet international anerkannten Uni. Herr Huber kann sich vielleicht erinnern - im zweiten Jahr wurden noch s.g. Standardversuche Rohwurst durchgeführt. Ich hatte damals null Ahnung von der Wurstproduktion. Habe einen Trockenrand gefahren - Wahnsinn - war sogar der Versuch vom Jürgen Huber. Wissen Sie, ich wusste nicht einmal das dies ein Trockenrand ist - wohlgemerkt die Wurst war sogar gefaltet. Nobody is perfekt - wären meine damaligen Studenten pädagogisch gebildet gewesen - ich wäre spätestens zu Weihnachten (nach drei Monaten) wieder in Berlin gewesen. Zum Glück für mich hat der Anteil der (neudeutsch) "Teamworker" in diesem Kurs überwogen. Danke FT 16!!!

          Anmerkung, die Lehrinhalte zur Basisausbildung werden in unserem Hause ständig in Abstimmung mit unseren "Kunden" geführt. Angefangen von mittelständigen Handwerkern (Diskussionen des letzten Jahres mit Winterhalter, Vogt, Kurz - traumhaft) bis hin zu Wolf, Kaufland, zur Mühlen Gruppe usw., auch die VanDrieGroup beteiligt sich daran. Dann können wir in dem Kreis noch den Maschinen- und Anlagenbau begrüßen. Das die Unternehmen der Fleischbranche den Schwerpunkt auf Deutschland (z.T. auch Europa) legen ist vielleicht nachvollziehbar (Maschinenbau andere Baustelle). Wir haben natürlich ein riesiges Defizit - wir können nicht einmal die Anforderungen des gesamten deutschen Marktes in der Basisausbildung abbilden - geschweige die Wünsche/Anforderungen an die Basisausbildung aus dem asiatischen Raum!

          Übrigens - was ist eine reduzierte Verpackungsmaschine??? Kenn ich nicht!


          Zuletzt geändert von Fleischbranche.de; 25.11.2017, 13:59.

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            #6
            Was ist mit dem Technologen? Weiß einer den Tarif wie er bezahlt wird?

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              #7
              Hallo Designer,

              wir reden von Einstiegsgehälter - während der "Lehre". Unsere Erfahrungen zeigen (deckungsgleich mit Lemgo, Berlin, Kaiserslautern) dass für viele perspektivische Positionen jenseits der 50000,- € - 55000,- € (nach zwei bis drei Jahren) der Absolvent einer Technikerschule/Fachhochschule eher den Fuß in der Tür drinnen hat (sprich zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird) als der klassische Meister. Nachvollziehbar - 10 bis 12 Wochen Wissensvermittlung bildet ein geringeres Rüstzeug ab als z.B. 2700 h bei der Technikerausbildung.

              Noch ein Bild zum Nachdenken - der Techniker/Technologe wird mit den Anforderungen für die vor- und nachgelagerter Schritte hinsichtlich beider dargestellten Verfahren zum Aufschneiden und Portionieren (und Verpacken) in der Ausbildung konfrontiert. Die Betriebe, die heutzutage (auch im Mittelstand/Handwerk), interessante Aufgabenstellungen für junge Menschen anbieten verlangen auch auf diesem Sektor eine vernünftige Basisausbildung. Im Fach Technologie bei der Ausbildung zum Kulmbacher Fleischtechniker (über zwei Jahre) macht das Schneiden und Verpacken ein 20 % bis 25 % des Unterrichtes aus - bei 280 h Theorie und 280 Praktikum sind das 112 Unterrichtsstunden. Wenn ich dann noch Produktionstechnik (geschätzte 60 h dazu) plus Lebensmittelrecht/Kennzeichnungsrecht (Problematik vorverpackte Lebensmittel macht ca. 80 h aus) dazurechne kommen ich auf rund 250 h. Das sind umgerechnet fast 40% des Stundenumfanges der gesamten Meisterausbildung. Dort hören Sie auch einige Grundlage zu dieser Thematik - bei der von der Handwerkskammer Kulmbach angebotene Meisterausbildung kommen da ca. 20 h zusammen.

              Deswegen, auch wenn Sie die Meisterausbildung bevorzugen - nutzen Sie dafür bitte nicht das Meisterbafög. Wenn auch Ihnen dann wie schon viele anderen Jungmeister (die ich in meiner Zeit als Fachbereichsleiter kennen lernen durfte) die vorher angedachten Entwicklungsperspektiven "verwehrt" wurden und Sie sich mit der Überlegung tragen, den Techniker nachzulegen - dass war es dann mit dem Meisterbafög. Sie haben nur eine Förderung frei! Zwei Jahre ohne jegliche staatliche Förderung - das zieht sich dann! Da brauchen sie sehr gute Rücklagen oder eine guten Sponsor aus der Familie!

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