Die Vorstellung von MeztgerMihe und seiner Anfrage zur beruflichen Weiterbildung war für mich der Anlass, die Anregung von Herrn Besser aufzunehmen und dazu mal ein eigenes Thema aufzumachen.
Unsere Verantwortung als Fachschule besteht darin, junge Menschen mit berufspraktischem Hintergrund auf die Übernahme unternehmerischer Verantwortung – egal ob im eigenen Unternehmen oder als Arbeitnehmer – durch eine prozessorientierte Ausbildung vorzubereiten. Seit 25 Jahren darf ich daran aktiv mitwirken – und versuche die Frage Meister/Techniker dieses Mal mehr aus meinem subjektivem Erfahrungshorizont zu diskutieren.
Unsere Verantwortung als Fachschule besteht darin, junge Menschen mit berufspraktischem Hintergrund auf die Übernahme unternehmerischer Verantwortung – egal ob im eigenen Unternehmen oder als Arbeitnehmer – durch eine prozessorientierte Ausbildung vorzubereiten. Seit 25 Jahren darf ich daran aktiv mitwirken – und versuche die Frage Meister/Techniker dieses Mal mehr aus meinem subjektivem Erfahrungshorizont zu diskutieren.
- Die ersten fünf bis zehn Jahre konnte ich einen großen Anteil von Metzgermeistern (ca. 90%) – teilweise zusätzlich noch Betriebswirt des Handwerks – mit einer langjährigen Berufserfahrung in unseren Klassen begrüßen. Der Meister war damals die Möglichkeit in andere Unternehmen nicht nur reinzuschnuppern – sondern auch berufliche Erfahrungen zu vertiefen. Neben der weiteren Entwicklung der handwerklichen Fertigkeiten wurde dabei schon Sozialkompetenzen durch die Übernahme von Verantwortung in den Unternehmen indirekt mit geschult. Da das tägliche „Tun aber sehr stark empirisch geprägt war (bis hin zu: haben wir schon immer so gemacht) entschlossen sich diese jungen Menschen das Hintergrundwissen zum Prozess zu vertiefen. Warum? Die Meisterausbildung lieferte für die schon damals komplexen Prozesse unserer Branche nicht die erforderliche Basis. Entweder bildeten sich diese jungen Menschen mit Unterstützung des Arbeitgebers berufsbegleitend weiter oder extern – damals brummten nicht nur Kulmbach – sondern auch Berlin und Lemgo. Ein klassischer Student aus dieser Zeit ist zum Beispiel auch ein Moderator dieses Forums: Jürgen Huber.
- Das letzte Jahrzehnt haben sich die Anforderungen in unserer Arbeitswelt – egal ob in einem handwerklichen Unternehmen, Mittelständler oder Großunternehmen – nicht nur hinsichtlich des prozessorientierten Basiswissens weiter verschärft. Viel wichtiger in dieser schnelllebigen Zeit ist aber die Methodik geworden, wie analysiere ich Prozesse um diese zu optimieren/standardisieren um auf Marktanforderungen zu reagieren, bis hin zur Aussage – ich lass die Finger davon (z.B. egalisierte Produkte hinsichtlich Nennfüllmenge im handwerklichen Bereich). Dazu wird analytisches Wissen (ungleich Analytik – ich muss wissen welche Zahlen/Messwerte ich benötige und die Internen oder von Laboren ermittelten Werte einordnen zu können) benötigt. Mit der Schulung dieser Methodik „am lebenden Objekt (wir bilden in einen Produktionsbetrieb auf modernstem Stand Technik aus) auf der Grundlage eines breiten theoretischen und praktischen Basiswissens hat sich die Kulmbacher Fleischtechnikerschule ein gewisses Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.
- Für diese Ausbildungsinhalte (Prozess und Methodik) benötigen wir in zwei Jahren Vollzeit rund 2700 Ausbildungsstunden – und da ist Berufs- und Arbeitspädagogik noch nicht einmal dabei! Obwohl wir der Meinung sind, dies ist eigentlich zu wenig ist um später unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Wir haben noch immer einen hohen Anteil von jungen Metzgermeistern in unseren Klassen (um die 20% - 25%) – sowohl diese Studenten als auch die Lehrenden stellen sehr schnell fest das in den max. 12 Wochen der Meisterausbildung sich das Basiswissen als auch das analytische Denken gegenüber normale Gesellen/Facharbeiter sich nicht wesentlich verbessert hat. Der Vorteil ist, sie wurden getrimmt sich Wissen schnell anzueignen (die Hirnzellen wurden trainiert) – ohne dieses aber zu bewerten.
- Auch die handwerklichen Fähigkeiten sind bei einigen Meistern nicht mehr vergleichbar mit denen früherer Jahre. Es fehlte einfach die Zeit/Interesse/Möglichkeiten usw. dies zu vervollkommnen. Ich betone extra einige – in der Mehrzahl haben die Meister aus der mittelständigen Ebene bessere handwerkliche Fähigkeiten als manch ein Geselle. Dies liegt aber nicht an der Meisterausbildung – sondern am eigenen Interesse (Junior/Juniorin) bzw. auch dem Alter. Wie bei der Meisterausbildung darauf Rücksicht genommen wird – ich sage nur die Rücknahme der Anforderungen bei der Rinderzerlegung.
- Was spricht für eine Meisterausbildung? Der eigene Horizont wird auf jeden Fall geweitet und man trifft viele gleichgesinnte – sprich Netzwerkpflege! Es werden auch viele Anregungen für die manuellen Abläufe gegeben. Der Meisterbrief für das eigene Geschäft, oder „the german muster butcher auf der Visitenkarte (man muss aber auch am Tisch was können!) im Ausland. Für einige für den Nachweis auch praktisch was drauf zu haben (z.B. Fachkraft für Lebensmitteltechnik) z.B. zur besseren Verwertung der Technikerausbildung. Manchmal bringt dieser Schein auch innerbetrieblich etwas – für die Übernahme von gewissen Führungsfunktionen ist manchmal ein „Titel erforderlich. Zusätzlich eine teuer bezahlte Trainingseinheit für die Erhöhung des Aufnahmevermögens der Hirnzellen pro Zeiteinheit. Wer hofft, über diese Ausbildung den Sprung vom Handwerk zur Übernahme von Verantwortung in größeren Betrieben zu schaffen muss schon sehr viel andere Erfahrungen mit in die Waagschale werfen können! Trifft in der Regel für junge Metzger nicht zu. Aber genau diese Startchance benötigen junge Menschen um ihre sozialen Fähigkeiten zu schulen/üben.
Eine wichtige Anmerkung – einmal Meister BAföG für 12 Wochen Meisterausbildung in Anspruch genommen – das war es mit der Förderung. - Was spricht für die Ausbildung zum Techniker? Zwei Vorschläge meinerseits:
dort sind alle Fragen zum Techniker erörtert.
Was dort nicht steht, für viele frühere Selbständige war die Technikerausbildung wie eine Art Lebensversicherung, nach dem diese nach eingehender Prüfung der finanziellen Basis den elterlichen Betrieb nicht übernahmen bzw. nach der Übernahme schließen mussten.
Übrigens, wer ein Interesse an einer Weiterbildung zum Staatlich geprüften Fleischtechniker hat, einfach einen Termin bei uns im Sekretariat machen – ich bin auf Euch neugierig
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