Hallo Leute,
heutzutage geht in der Industrie nichts mehr ohne QM-System, wenn eine Firma etwas auf sich hält, dann ist sie mindestens nach ISO 9000 zertifiziert, hat ein QM-Handbuch - nichts kann mehr passieren und alles läuft von selbst!
So bereitete man früher in einer Firma eine Kartoffel zu:
Man heizt einen neuen, hochwertigen Herd auf 200 Grad.
Man legt eine große Folien-Kartoffel hinein.
Man wendet sich in den folgenden 45 Minuten einer produktiven Aufgabe zu.
Dann wird überprüft, ob die Kartoffel gar ist.
Man nimmt die gekochte Kartoffel aus dem Herd und serviert sie.
So bereitet man heutzutage in einer deutschen Firma eine Kartoffel zu:
Man gründet ein Projektteam und definiert genauestens alle Einzelheiten des Projektes. Nach 3 Monaten und mehreren Reviews unter Einbeziehung eines Expertengremiums und des Qualitätsmanagements liegt die Prozessbeschreibung sowie eine genehmigte Lieferspezifikation für die Kartoffel vor. Das Team sucht 6 Monate nach einem ISO9000 zertifizierten Kartoffellieferanten, und findet keinen. Dann wird ein zugelassener Rübenlieferant gezwungen, Kartoffeln gemäß Lieferspezifikation zu liefern. Da er keine Kartoffeln im Programm hat, kauft er sie von einem unzertifizierten Kartoffelhändler und schlägt 50% auf den Kartoffelpreis auf, was er damit begründet, dass er diesen Kartoffelhändler vor jeglicher Bestellung erst selbst auditieren musste .
Der Rübenlieferant wird im Rahmen des Outsourcings von Dienstleistungen beauftragt, den Herd auf 200 Grad vorzuheizen. Man verlangt, dass der Lieferant einem Vertreter des QM-Systems zeigt, wie er den Knopf auf 200 Grad gedreht hat, damit sich dieser- mit Unterstutzung durch einen Sachverständigen - von der Fachkompetenz des Lieferanten überzeugen kann und erwartet ferner, dass der Lieferant technische Unterlagen des Herdherstellers beibringt sowie einen Kalibrierschein, aus dem hervorgeht, dass der Herd fristgerecht und rückführbar auf nationale Normale von einem akkreditierten Kalibrierlabor kalibriert wurde.
Man überprüft die beigebrachten Unterlagen, beanstandet, das das Kalibrierlabor nur für Temperaturen bis 195 Grad akkreditiert ist und veranlasst dann den Lieferanten, die Temperatur mit Hilfe eines DKD-kalibrierten Thermometers zu überprüfen und weist den Lieferanten an, die Kartoffel in den Herd zu legen und die Zeituhr auf 45 Minuten zu stellen, nachdem er die erweiterte Messunsicherheit seiner Stoppuhr genannt und rechnerisch nachgewiesen hat.
Man veranlasst den Lieferanten, den Herd zu öffnen, um zu zeigen, dass die Kartoffel richtig platziert wurde und fordert eine Studie, die beweist, dass 45 Minuten die ideale Garzeit für eine Kartoffel dieser Größe ist.
* nach 10 Minuten Prüfung, ob die Kartoffel gar ist
* nach 11 Minuten Prüfung, ob die Kartoffel gar ist
* nach 12 Minuten Prüfung, ob die Kartoffel gar ist
* man wird ungeduldig mit dem Lieferanten ( Warum dauert es so lange eine einfache Kartoffel zu kochen? ) und veranlasst einen aktualisierten Gar-Statusbericht alle 5 Minuten.
Nach 15 Minuten wird geprüft, ob die Kartoffel gar ist. Nach 35 Minuten kommt man zu dem Schluss, dass die Kartoffel fast fertig ist.
Man gratuliert dem Lieferanten, dann informiert man den Lenkungsausschuss über das hervorragende Arbeitsergebnis, das erzielt wurde, obwohl man mit einem unkooperativen Lieferanten zusammenarbeiten musste.
Nach 40 Minuten Garzeit nimmt man die Kartoffel aus dem Herd, um eine Kosteneinsparung ohne Wert- und Qualitätsminderung der Kartoffel im Vergleich zu der ursprünglich angesetzten Garzeit von 45 Minuten zu realisieren.
Man serviert die Kartoffel und wundert sich, wie zum Teufel die Kartoffeln früher irgendwie besser schmeckten und die Herstellung erheblich kostengünstiger war...
Zwischenzeitlich gibt es verschiedene Verbesserungsvorschläge des Managements:
- Man könnte im Rahmen einer Task Force einen weiteren unabhängigen Process-Controller berufen, der direkten Zugang zur Geschäftsführung hat und dieser mittels Progress Reports den Garfortschritt zeitnah meldet, damit diese ein effektiveres Risikomanagement betreiben kann.
- Man könnte Synergien nutzen, indem man in dem Herd gleichzeitig Klebeverbindungen der Fertigung aushärten lässt.
- Man könnte Rüben in Kartoffelform verwenden um Kosten zu sparen.
- Der fehlende Kartoffelgeschmack soll dann in einer Imageoffensive den Kunden als neues Qualitätsmerkmal dargestellt werden.
- Es wird gefordert, bei 20% geringerer Gartemperatur im Herd die Garzeit um 20% zu verkürzen.
- Man könnte eine unabhängige Unternehmensberatung hinzuziehen.
- Man prüft, ob es nach einer Verlagerung des Herdes nach Tschechien noch möglich ist, die Kartoffeln in Deutschland heiß zu servieren.
Ähnlichkeiten mit Vorgängen in realen Firmen sind leider weniger zufällig als symptomatisch...
heutzutage geht in der Industrie nichts mehr ohne QM-System, wenn eine Firma etwas auf sich hält, dann ist sie mindestens nach ISO 9000 zertifiziert, hat ein QM-Handbuch - nichts kann mehr passieren und alles läuft von selbst!
So bereitete man früher in einer Firma eine Kartoffel zu:
Man heizt einen neuen, hochwertigen Herd auf 200 Grad.
Man legt eine große Folien-Kartoffel hinein.
Man wendet sich in den folgenden 45 Minuten einer produktiven Aufgabe zu.
Dann wird überprüft, ob die Kartoffel gar ist.
Man nimmt die gekochte Kartoffel aus dem Herd und serviert sie.
So bereitet man heutzutage in einer deutschen Firma eine Kartoffel zu:
Man gründet ein Projektteam und definiert genauestens alle Einzelheiten des Projektes. Nach 3 Monaten und mehreren Reviews unter Einbeziehung eines Expertengremiums und des Qualitätsmanagements liegt die Prozessbeschreibung sowie eine genehmigte Lieferspezifikation für die Kartoffel vor. Das Team sucht 6 Monate nach einem ISO9000 zertifizierten Kartoffellieferanten, und findet keinen. Dann wird ein zugelassener Rübenlieferant gezwungen, Kartoffeln gemäß Lieferspezifikation zu liefern. Da er keine Kartoffeln im Programm hat, kauft er sie von einem unzertifizierten Kartoffelhändler und schlägt 50% auf den Kartoffelpreis auf, was er damit begründet, dass er diesen Kartoffelhändler vor jeglicher Bestellung erst selbst auditieren musste .
Der Rübenlieferant wird im Rahmen des Outsourcings von Dienstleistungen beauftragt, den Herd auf 200 Grad vorzuheizen. Man verlangt, dass der Lieferant einem Vertreter des QM-Systems zeigt, wie er den Knopf auf 200 Grad gedreht hat, damit sich dieser- mit Unterstutzung durch einen Sachverständigen - von der Fachkompetenz des Lieferanten überzeugen kann und erwartet ferner, dass der Lieferant technische Unterlagen des Herdherstellers beibringt sowie einen Kalibrierschein, aus dem hervorgeht, dass der Herd fristgerecht und rückführbar auf nationale Normale von einem akkreditierten Kalibrierlabor kalibriert wurde.
Man überprüft die beigebrachten Unterlagen, beanstandet, das das Kalibrierlabor nur für Temperaturen bis 195 Grad akkreditiert ist und veranlasst dann den Lieferanten, die Temperatur mit Hilfe eines DKD-kalibrierten Thermometers zu überprüfen und weist den Lieferanten an, die Kartoffel in den Herd zu legen und die Zeituhr auf 45 Minuten zu stellen, nachdem er die erweiterte Messunsicherheit seiner Stoppuhr genannt und rechnerisch nachgewiesen hat.
Man veranlasst den Lieferanten, den Herd zu öffnen, um zu zeigen, dass die Kartoffel richtig platziert wurde und fordert eine Studie, die beweist, dass 45 Minuten die ideale Garzeit für eine Kartoffel dieser Größe ist.
* nach 10 Minuten Prüfung, ob die Kartoffel gar ist
* nach 11 Minuten Prüfung, ob die Kartoffel gar ist
* nach 12 Minuten Prüfung, ob die Kartoffel gar ist
* man wird ungeduldig mit dem Lieferanten ( Warum dauert es so lange eine einfache Kartoffel zu kochen? ) und veranlasst einen aktualisierten Gar-Statusbericht alle 5 Minuten.
Nach 15 Minuten wird geprüft, ob die Kartoffel gar ist. Nach 35 Minuten kommt man zu dem Schluss, dass die Kartoffel fast fertig ist.
Man gratuliert dem Lieferanten, dann informiert man den Lenkungsausschuss über das hervorragende Arbeitsergebnis, das erzielt wurde, obwohl man mit einem unkooperativen Lieferanten zusammenarbeiten musste.
Nach 40 Minuten Garzeit nimmt man die Kartoffel aus dem Herd, um eine Kosteneinsparung ohne Wert- und Qualitätsminderung der Kartoffel im Vergleich zu der ursprünglich angesetzten Garzeit von 45 Minuten zu realisieren.
Man serviert die Kartoffel und wundert sich, wie zum Teufel die Kartoffeln früher irgendwie besser schmeckten und die Herstellung erheblich kostengünstiger war...
Zwischenzeitlich gibt es verschiedene Verbesserungsvorschläge des Managements:
- Man könnte im Rahmen einer Task Force einen weiteren unabhängigen Process-Controller berufen, der direkten Zugang zur Geschäftsführung hat und dieser mittels Progress Reports den Garfortschritt zeitnah meldet, damit diese ein effektiveres Risikomanagement betreiben kann.
- Man könnte Synergien nutzen, indem man in dem Herd gleichzeitig Klebeverbindungen der Fertigung aushärten lässt.
- Man könnte Rüben in Kartoffelform verwenden um Kosten zu sparen.
- Der fehlende Kartoffelgeschmack soll dann in einer Imageoffensive den Kunden als neues Qualitätsmerkmal dargestellt werden.
- Es wird gefordert, bei 20% geringerer Gartemperatur im Herd die Garzeit um 20% zu verkürzen.
- Man könnte eine unabhängige Unternehmensberatung hinzuziehen.
- Man prüft, ob es nach einer Verlagerung des Herdes nach Tschechien noch möglich ist, die Kartoffeln in Deutschland heiß zu servieren.
Ähnlichkeiten mit Vorgängen in realen Firmen sind leider weniger zufällig als symptomatisch...
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